Nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) davor gewarnt, dass durch die Corona-Epidemie "gravierende Spuren in unserem Wirtschaftsgeschehen" zu erwarten seien. Daher würden Bundestag und Bundesrat bereits an diesem Freitag die neuen Regelungen zum Kurzarbeitergeld beschließen. Weiterhin kündigte die Kanzlerin an, Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) würden am Montag weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft vorstellen. "Deutschland wird das, was notwendig ist, tun, um seine Wirtschaft zu schützen", sagte Merkel.
Die Kanzlerin rief außerdem dazu auf, "alle nicht notwendigen"
Veranstaltungen abzusagen, auch bei einer Teilnehmerzahl
unter 1.000. Bisher galt die Aufforderung der Bundesregierung,
Veranstaltungen erst ab 1.000 Teilnehmern abzusagen. Auch Sozialkontakte sollten, soweit es geht, vermieden werden. "Es ist ein Einschnitt, der uns sehr
viel abverlangt", sagte Merkel. "Wir sind in einer Situation, die
außergewöhnlich ist, in jeder Beziehung." Man habe es mit einem "dynamischen Ausbruchsgeschehen" zu tun. Die Zahl der infizierten Personen steige sehr stark an.
Merkel sagte, finanzielle Belastungen würden bei den Maßnahmen, die
noch getroffen werden könnten, keine entscheidende Rolle spielen. Das
Grundgesetz sehe außergewöhnliche Ausgaben in Krisensituationen vor. Die
Verschuldung stehe nicht im Vordergrund, die Situation sei
außergewöhnlicher als nach der Finanzkrise ab 2008. "Jetzt ist es
unsere Aufgabe, Menschenleben zu retten." Merkel sagte, dass Bund und Länder dafür eng zusammenarbeiten würden. Das gelte für Gesundheits- und Innenminister, Krisenstäbe, den Chef des Bundeskanzleramts und der Staats- und Senatskanzleien der Länder. Auch innerhalb Europas, vor allem mit seinen Nachbarländern, strebe Deutschland eine enge Abstimmung an, ebenso wie mit der EU als Ganzes.
Krankenhäuser sollen Intensivstationen vorbereiten
Der bei der Pressekonferenz ebenfalls anwesende bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der der Ministerpräsidentenkonferenz vorsitzt, sagte, die Regierung müsse eine drohende Wirtschaftskrise abwenden. "Wir werden alles tun, was notwendig ist, um die wirtschaftliche Stabilität zu erhalten." Deutschland sei ein reiches Land, das mit der Erhöhung von Liquiditätshilfen eine "tiefe Rezession" vermeiden könne. Auch für Krankenhäuser wolle man einen "Schutzschirm" spannen.
So sollten alle planbaren Operationen, Aufnahmen und Eingriffe verschoben werden, um die Krankenhäuser für Corona-Patienten freizuhalten. Ab Montag solle dies, soweit medizinisch vertretbar, für unbestimmte Zeit gelten, heißt es in einem Beschlusspapier. Nötig sei eine "Stärkung der gesamten Krankenhauslandschaft", sagte Söder. Diese müsse so umgestellt werden, dass genügend Intensivbetten zur Verfügung stehen. Vor allem die Kapazitäten bei der künstlichen Beatmung müssten gestärkt werden.
"Es darf auf keinen Fall dazu führen, dass wir wie in Italien und anderswo in die Situation kommen, dass in den Krankenhäusern Entscheidungen getroffen werden müssen, welcher Patient in welchem Alter behandelt wird", sagte der bayerische Ministerpräsident. Bund und Länder hätten vereinbart, dafür die entsprechenden finanziellen Grundlagen "jenseits des normalen Abrechnungssystems" zu legen. Krankenhäuser, die sich umstellen, müssten die Gewissheit haben, dass sie finanziell entschädigt werden. Keine Klinik werde durch die Notfallmaßnahmen ins Defizit kommen, die wirtschaftlichen Folgen für Hospitäler würden von den gesetzlichen Krankenkassen ausgeglichen. So werde beispielsweise für jedes Intensivbett, das zusätzlich provisorisch geschaffen wird, ein Bonus ausgezahlt.
Länderübergreifende
Schulschließungen kündigten die Kanzlerin und der CSU-Chef hingegen
nicht an. Während der französische Präsident Emmanuel Macron kurz zuvor
in einer Ansprache die Schließung von Schulen, Universitäten und
Kindergärten angekündigt hatte, nannte Merkel Schulschließungen eine
Option. Denkbar seien "vorübergehende Schulschließungen" in besonders
vom Coronavirus betroffenen Regionen, beispielsweise durch das Vorziehen der Osterferien. Die Situation sei von Land zu Land
unterschiedlich. So wollten viele Länder, darunter Bayern, am Freitag entscheiden, ob die Schulen vor Ostern geschlossen würden.
Kommentare
EinerderganzgroßenTourenklassiker
#1 — vor 2 WochenAngela Merkel hat dazu geraten, kleinere Veranstaltungen abzusagen und soziale Kontakte während der Corona-Pandemie einzuschränken. Schulschließungen seien eine "Option".
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Zum Vergleich
Frankreich folgt im Kampf gegen die Pandemie dem Beispiel der meisten Nachbarländer Deutschlands und schließt von Montag an alle Schulen, Kindertagesstätten, und -krippen sowie Universitäten. ... Macron mahnte, das Land stehe erst am Anfang der Pandemie. „Es ist die schlimmste Gesundheitskrise, die Frankreich seit einem Jahrhundert erlebt“
EinerderganzgroßenTourenklassiker
#1.1 — vor 2 WochenSorra, Quelle vergessen: https://www.faz.net/aktuell/…
Tom Radtke
#2 — vor 2 WochenEntfernt. Bitte verzichten Sie auf überzogene Polemik. Danke, die Redaktion/tg
Markus Alexander
#2.1 — vor 2 WochenInteressant finde ich, wie das deutsche Agieren aus dem nahen Ausland - in diesem Fall - Österreich wahrgenommen wird. Aus einem ORF-Artikel:
>>Wochenlang war von der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) öffentlich kein Wort über die Coronavirus-Epidemie zu vernehmen. Am Mittwoch brach sie ihr Schweigen: „Wir werden alles Nötige tun als Land – und das noch im europäischen Verbund.“ Ihr Auftritt war erforderlich geworden, nachdem die Kritik an ihrem Umgang mit dem Ausbruch immer lauter wurde: Zu lax, zu unentschlossen reagiere die Staatsspitze. Auch am Donnerstag hielt sich die deutsche Regierung mit Maßnahmen zurück.<<
https://orf.at/stories/31575…
Hier wird unverhohlene Kritik am Verhalten der Bundesregierung, insbesondere der Kanzlerin, laut. In deutschen Mainstream-Medien, die auf ihre Funktion als vierte Gewalt im Staate längst verzichtet zu haben scheinen, muss man mit der Lupe nach solch kritischen Worten suchen...
multiply
#3 — vor 2 WochenEntfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema. Danke, die Redaktion/tg
Eldorado.2016
#3.1 — vor 2 WochenEntfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema. Danke, die Redaktion/tg
Die Antwort ist_42
#4 — vor 2 WochenIch muss gestehen, ich bin hilflos. Mir fällt nichts ein, um die Orientierungslosigkeit der Bundesregierung und der Länder nur ansatzweise in Worte fassen zu können.
Clemenules
#4.1 — vor 2 WochenIch muss gestehen, ich bin hilflos. Mir fällt nichts ein, um die Orientierungslosigkeit der Bundesregierung und der Länder nur ansatzweise in Worte fassen zu können
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Da sie sich ihrer eigene Unzulänglichkeit bewusst sind lassen Sie bitte die Regierung unterstütz von Profis die Arbeit erledigen.
Unfundiertes Lamentieren bleibt unfundiert.
Danke